Warum das Reisejahr 2020 besonders wertvoll war

Reisejahr 2020
Der Wert des Reisens: Gastfreundschaft erleben und etwas zurückgeben.
Ein Jahr voller Grenzschließungen und Lockdowns. Und doch: 2020 kann für Reiseliebhaber und Fernwehsüchtige im Nachhinein betrachtet zur großen Bereicherung werden.
Fragt man Reisende, warum sie sich so gern die Welt anschauen, kommen meist Antworten wie: Ich interessiere mich für andere Kulturen. Das macht mich offener. Beim Reisen komme ich mir selbst näher. Ich lerne neue Menschen kennen. Das erweitert meinen Horizont.

Soweit, so gut. Fragt man Reisende, wie es ihnen im Jahr 2020 ergangen ist, folgt meist nur ein grantiges Murren: Ich konnte meine Sehnsucht nicht stillen. Ich wäre doch so gern. Ich hätte doch unbedingt. Unfair ist das, ungerecht, gemein, schmerzvoll.

Ist Tourismus eine Einbahnstraße?

So ist das also. Wir Reisenden nehmen, und nehmen, und nehmen. Das bezeichnen wir dann als „Kulturaustausch“ oder „Horizonterweiterung“. Aber, was – außer ein paar Münzen – geben wir eigentlich? Was bringen wir als Weltenbummler in die Welt mit ein? Ist Tourismus eine Einbahnstraße, von der nur jene profitieren, die sich Flüge, Hotels und Eintrittstickets leisten können? Und, viel wichtiger: Was können wir tun, um das zu ändern?

Das Reisen wieder wertschätzen

Wir können klein anfangen. Zum Beispiel damit, in Zeiten von Lockdown und Quarantäne erst einmal die Reise zu uns selbst anzutreten. Sich selbst begegnen kann man schließlich nicht nur in der Ferne, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Wir können anfangen, unsere Erlebnisse und Erinnerungen wirklich wertzuschätzen. Etwa, indem wir Fotos ausdrucken und ganz old school in ein Album kleben. Wir können uns bewusst machen, wie enorm hoch das Privileg ist, überhaupt reisen zu können. Wie? Dafür reicht ein einziger Satz: Nur fünf Prozent der Menschen haben je ein Flugzeug bestiegen.

Anderen Menschen etwas zurückgeben

Und: Wir können die Situation nutzen, um anderen Menschen etwas zurückzugeben. Etwa dem Team von „Reporter ohne Grenzen“, weil es sich in jenen Ländern für Pressefreiheit einsetzt, in denen Urlaubsidylle und Realität oft hart aufeinanderprallen. Oder den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von „Ärzte ohne Grenzen“, weil sie Menschen an Orten medizinisch versorgen, die sich Reisende niemals aufzusuchen trauen würden. Oder wir fragen lieb gewonnene Bekannte im Ausland, ob sie Hilfe brauchen und wie wir sie aktuell unterstützen können. Dann wird das Reisejahr 2020 doch vielleicht noch das wertvollste, das wir je erleben durften.

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