Livigno, das „kleine Tibet“ Europas

Livigno_Tibet der Alpen
Die erhabenen Gipfel von Livigno
Majestätische Gipfel, gepaart mit italienischer Gastfreundschaft. Das ist Livigno, 1.816 Meter hoch gelegen. Wegen seiner exponierten Lage wird es gern mit Tibet verglichen.

Die Fahrt durch den Tunnel nach Livigno ist gruselig. Eng ist er. Einspurig. Aber auf der anderen Seite kommt die Belohnung. Ein kilometerlanger, zugefrorener See. Dicke Schnee- und Eisschichten ruhen auf ihm. Ringsum tun sich gewaltige Gebirgszüge auf, gespickt mit zugefrorenen Wasserfällen. Nach ein paar Kilometern fahren wir an den ersten Häusern der norditalienischen Gemeinde vorbei.

Größtes Hochplateau Europas

Livigno ist das größte Hochplateau Europas wird auch als „Tibet der Alpen“ bezeichnet. Weil es auf 1.816 Meter Seehöhe gelegen ist. Und lange Zeit vom Rest der Welt abgeschnitten war. Erst seit 1951 ist die italienische Passstraße, der Passo di Foscagno, auch im Winter passierbar. Seit ein paar Jahrzehnten ist Livigno auch von der nahen Schweiz aus erreichbar – mittels einspurigem Tunnel.

Livigno_Klein Tibet in Italien

Früher war Livigno ein armes Bergdorf. Seit es ganzjährig erreichbar ist, ist es zu einem beliebten Wintersportgebiet geworden, was eine Studie von Best Ski Resorts belegt. Internationale Profi-Langläufer absolvieren hier ihr Höhentraining. Mit viel Kraft und Ausdauer ziehen sie an uns vorbei.

Livigno-Langlaufen
Livigno-Langlaufguide
Fatbiken in Livigno

Aber auch wer mit Langlaufen bisher nichts am Hut hatte, wird versorgt. Zum Beispiel bei einem Schnupperkurs mit Langlauftrainer Epi Bormolini. Er führt behutsam an die wichtigsten Techniken heran: Wechselschritt und Doppelstock. Skating ist etwas für Fortgeschrittene. „Beim Langlaufen geht es um Rhythmus, Koordination und Kondition“, erklärt der Guide. Und: „Langlaufen ist ein wunderbarer Sport, weil man den gesamten Körper bewegt. Das ist wie Bodyshaping.“

Mit den Fatbikes durch den Schnee

Rasanter geht es beim Fatbiken zu, besonders wenn man ein E-Bike gewählt hat. Es ist ein ungewohntes Gefühl, auf eigens dafür angelegten Wegen über den flachgedrückten Schnee zu preschen. Beim Bergauf-Fahren hilft der E-Motor, bergab heißt es: Aufpassen, dass nicht zu viel Geschwindigkeit reinkommt. Auch Fans anderer Abenteuersportarten kommen in Livigno auf ihre Kosten: von Eisklettern bis Paragleiten ist alles dabei.

Skifahren in Livigno

Skipieste bei Trepalle_Livigno

Auf Schifahrer warten 115 Pistenkilometer. Und, in Italien ein Unikum: In Livigno ist das Fahren abseits der Piste nicht verboten, sondern ausdrücklich erlaubt. Auch Einsteiger sind gern gesehene Gäste. Für die Sicherheit beim Freeriden sorgen Info-Tafeln an den Pisten. Außerdem erstellen die Verantwortlichen des Livigno Freeride-Projekts täglich einen aktuellen Schnee- und Lawinenbericht. Den gibt’s auf der Website oder per App.

Livigno lädt zum Heliskiing ein

Was auf den ersten Blick so gar nicht ins Bild des idyllischen Wintersportortes passt und nicht sonderlich nachhaltig ist: Heliskiing. Es wird vor allem aus praktischen Gründen angeboten. Nämlich deshalb, damit sich Livigno den eigenen Hubschrauber in der Gemeinde überhaupt leisten kann. Der ist wichtig, um im Ernstfall rasch einsatzbereit zu sein.

Schneeschuhwandern zwischen Livignos Gipfeln

Der Lawinenbericht ist auch für Schneeschuhwanderungen abseits präparierter Pfade wichtig. Aber Guide Massimo hat alles im Griff. Er ist der Inbegriff eines italienischen Tourguides: Ein bisschen flirten, ein bisschen witzeln, aber stets auf Sicherheit bedacht. Und verliebt in den Sport. Vor Tourbeginn erklärt er, wie der Lawinenpiepser funktioniert. An diesem Tag liegt vergleichsweise wenig Schnee, wir brauchen also nichts zu befürchten.

Mit dem Guide in Livigno

Wir starten im angeblich höchsten ständig bewohnten Ort Europas – im bis zu 2.250 Meter hoch gelegenen Trepalle, das zu Livigno gehört. Stück für Stück kämpfen wir uns bergauf. Der Schnee knirscht unter unseren Füßen. Die Sonne strahlt vom Himmel. Nach gut eineinhalb Stunden tut sich ein atemberaubender Blick über den Livigno-Stausee auf. Wenig später haben wir den Gipfel erreicht und blicken hinunter ins Tal. Verschwitzt. Ausgepowert. Überwältigt.Livigno Stausee

Überwältigend ist auch die Gastfreundschaft in Livigno. So gut wie alle Hotels sind familiengeführt. Rifugios, Berghütten aus Holz und Stein, servieren italienisches Essen und Spezialitäten aus der Region. Urig geht es zum Beispiel im Rifugio „Tea da Memi“ im beschaulichen Tal „Val Federia“ zu.Livigno_Val Federia

Riguio Tea da Memi in Livigno

Der Hüttenwirt tischt Speck, Hartwurst und Käse auf. Er hat alle Hände voll zu tun. Aber das hat er sich so ausgesucht: Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ist er aus dem bisherigen Berufsleben ausgestiegen, um die Hütte im stillen Tal zu bewirtschaften.

Huettenwird Val Federia in Livigno
Huette Tea da Memi_Val Federiea_Livigno
Speck und Wurst aus Livigno

Nichts für Morgenmuffel ist das „Early Morning Skiing“ mit Frühstück im Restaurant Costaccia. Zuerst geht es mit der Gondel schwups auf 2.360 Meter Seehöhe, dann hat man die frische Pisten fast ganz für sich allein. Danach steht in der Hütte ein italienisches Luxus-Frühstück mit Mozarella, Kuchen und Obst bereit.Livigno_Tibet der Alpen

Sonnenskilauf in LivignoEarly Morning Skiing in Livigno

Livigno Klein-Tibet_Fruehstueck

Zollfrei Einkaufen in Livigno

Dass sich Livigno auch als zollfreies Shopping-Dorf einen Namen gemacht hat, ist aus einer langen Tradition heraus entstanden. Die Gemeinde ist seit mehr als 200 Jahren zollfrei. Der Grund dafür ist die abgeschiedene Lage. Zollfreies Shoppen in Livigno

Auch wenn die Gemeinde heute ganzjährig zugänglich ist: Der Zollfrei-Status ist geblieben. Deshalb zieren mehr als 200 Geschäfte die Flaniermeilen. Kaufen kann man so ziemlich alles – von Parfüms über Outdoorbekleidung bis hin zu Kameras (Achtung! Es gibt Obergrenzen). Das Einkaufen heben wir uns aber für den Abend auf. Tagsüber reichen uns Sonne und Schnee.

Koffer packen und los geht’s:

  • Anreise: Mit dem Auto über die Schweiz nach Italien. Dabei passiert man im Engadin den mautpflichtigen Tunnel Munt la Schera. Fahrtzeit ab Innsbruck: ca. 2,5 Stunden. Alternativ mit dem Zug ins Schweizer Zernez, ab dort aus gibt es einen Shuttle.
  • Übernachten: Familiengeführte Hotels, zum Beispiel das 4-Sterne-Hotel „Touring“ www.touringlivigno.com oder das 3-Sterne-Hotel “Piccolo Tibet” – www.piccolotibet.it. Außerdem Urlaub am Bauernhof, zum Beispiel Agritourismo „Alpe Mine“ – www.livignok.eu/agriturismoalpemine
  • Regionale Milchprodukte: genossenschaftliche Molkerei „Latteria“
  • Wellness: Schwimmen und Saunieren kann man im Aquagranda.
  • Mehr Information über das “Tibet der Alpen” gibt es hier.
  • Hier geht’s zu Marias Artikel über Livigno in den OÖ Nachrichten.

Offenlegung:
Wir waren auf Einladung des örtlichen Tourismusverbandes im Rahmen einer viertägigen Reise unterwegs. Mit dabei waren Christina von www.cityseacountry.com und Gudrun von www.reisebloggerin.at.

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3 Kommentare

  • Liebe Maria, als Bergfex und Italienliebhaberin bekomme ich sofort Lust, meinen Koffer und die Skier zu packen und im italienischen Tibet über diese wundervollen Pisten zu sausen! Ein schöner Bericht, der mich inspiriert, mal wieder auf die Südseite der Alpen Skiurlaub zu machen! LG, Alexandra

  • Da war ich noch nie, aber hört sich nach einem tollen Tipp an! Ich liebe die Berge auch so sehr! Zuletzt war ich in einem Alpendorf Hotel, das war auch wunderschön!

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