Lake Bohinj: Sloweniens schönsten See vor Overtourism schützen

Bohinj See in Slowenien von oben
Der Bohinj See ist Teil des slowenischen Nationalparks Triglav
Schönheit ist relativ. Aber der Bohinj See in Slowenien ist schon eine Besonderheit: glasklares Wasser, unbebaute Ufer und steile Felswände. Jetzt heißt es, die Naturidylle zu bewahren.

Die berühmtesten Orte sind meistens gar nicht die schönsten. So ist das mit dem Bleder See in Slowenien. Ja, er ist hübsch anzuschauen. Schon im Frühsommer versammeln sich zig chinesische Touristengruppen. Sie wollen eine Runde mit der Pletna, dem traditionellen Holzruderboot, drehen. Fotos machen. Die berühmte Bleder Cremeschnitte kosten. Ja, der Bleder See ist hübsch. Mehr aber nicht.

Der Bohinj See dagegen: Er verkörpert die Kraft der Natur. Schönheit, Reinheit, Unberührtheit. Er scheint einem zuzuflüstern: Jetzt bist du angekommen. Hier kannst du bleiben.

Der Bohinj See liegt im Nationalpark

Von Bled nach Bohinj sind es rund 20 Kilometer – die Fahrt lohnt sich. Der See ist Teil von Sloweniens einzigem Nationalpark Triglav. Majestätisch liegt er zwischen den gewaltigen Gipfeln der Julischen Alpen. Er ist länger, tiefer und von höheren Bergen umgeben als der Bleder See.

Mit der Gondel geht es über Buchenwälder hinweg auf den Berg Vogel. In vier Minuten schwebt die Seilbahn, die zu den steilsten in ganz Europa gehört, einen Kilometer aufwärts. Von dort oben aus erinnert der Bohinj See an die Pracht des Salzkammerguts: Ein Farbenspiel aus Grün, Blau und dem Grau der sich darüber auftürmenden Felsformationen.

Bohinj See_Ufer_Slowenien
Stille und Weitblick am Ufer des Bohinj Sees

Das Seeufer des Bohinj Sees ist zum größten Teil unverbaut. Ein Lieblingsort vieler Besucher ist der Campingplatz am Ende des Sees, in Ukanc. Im alten Dialekt der Region bedeutet das so viel wie „am Ende“. Die Leute glaubten früher tatsächlich, dass die Welt hier aufhöre. Auch heute fühlt sich das noch so an.

Mit dem Ausflugsboot über den Bohinj See

Simon Rozman, roter Kapuzenpulli, abgetretene Sportschuhe, ist dafür zuständig, Touristen auf einem in die Jahre gekommenen Elektro-Schiff den See und die Umgebung zu zeigen. Er ist in Bohinj aufgewachsen. „Ein sehr schöner Ort, um die Kindheit zu verbringen“, findet er. Seit drei Sommern arbeitet der 21-jährige auf dem Ausflugsschiff. „Der Bohinj See ist ein Gletschersee und 14 Millionen Jahre alt“, sagt er ins Mikrofon.

Das Wasser, so Simon, tauscht sich innerhalb eines Jahres vollständig aus. Grund dafür sind die vielen Zuflüsse. „Es ist sauber, aber sehr kalt.“ Und fischreich: 16 Arten, zum Beispiel bis zu einem Meter lange Seeforellen schwimmen darin.

Baden und Kanufahren am See in Slowenien: erlaubt

Apropos schwimmen: Der Bohinj See ist von stillen, hellen Kiesbuchten umrahmt. Obwohl er mitten in einem Nationalpark liegt, ist das Baden erlaubt. Ein Erlebnis ist auch eine Fahrt mit dem Kanu. Still und leise gleitet man über das Wasser. Alles, was abseits des Ufers, der Straße, dem Rest der Welt passiert, ist weit weit weg.

Kiesstrand am Bohinj See in Slowenien
Ein See, umsäumt von Schatten spendendem Wald

Die unberührte Natur zieht jedes Jahr mehr Besucher an. Einerseits ist das für die Bevölkerung natürlich eine gute Sache. Andererseits: Man hat mittlerweile die Sorge, dass es zu viel wird.

Plan für nachhaltigen Tourismus

„Wir hatten schon einmal überlegt, die Zahl der Gäste zu limitieren“, gibt der örtliche Tourismuschef Klemen Langus zu, „vor allem im Juli und August quillt die Gegend über“. Er macht sich Gedanken. Viele Gedanken. Denn der Bohinj See muss schon lange nicht einfach nur mehr schön und majestätisch sein. Er muss den Bewohnern ein gutes Zuhause bieten. Den Touristen einen schönen Urlaub. Und dabei sich selber und der umliegenden Natur so wenig wie möglich schaden. Oder tut er das schon?

Touristiker Langus und sein Team arbeiten auf jeden Fall daran, das zu verhindern. Die Idee: Man will einen nachhaltigen Tourismus etablieren. Seit dem Sommer 2017 ist Bohinj deshalb Teil der Alpine Pearls. Dem Netzwerk für sanften Tourismus in alpinen Regionen gehören auch Orte wie das österreichische Werfenweng an.

Künftig sollen mehr Urlauber mit dem Zug an den wohl schönsten See in Slowenien anreisen. Außerdem vor Ort den Bus nutzen und auf das zerbrechliche Ökosystem aufmerksam gemacht werden. Fortschritt: ja. Aber nicht um jeden Preis. Etwas unberührt zu lassen, das sei auch eine Art von Entwicklung, ist Langus überzeugt.

Koffer packen und los geht’s:

  • Bohinj liegt 427 Kilometer von Wien und 88 Kilometer von Klagenfurt entfernt im Nationalpark Triglav.
  • Zu sehen gibt es in der Region Bohinj zum Beispiel den Triglav, mit 2.864 Metern der höchste Berg Sloweniens. Oder den 78 Meter hohen Wasserfall Savica.
  • Die typische regionale Küche ist ganz schön deftig: Schmalz, Wurst, herzhafte Eintöpfe und Sterz aus der autochthonen Hartmais-Sorte Bohinjka.
  • Übernachten kann man in einem lokalen Gästehaus, im Hostel Pr Pristavc, auf dem Campingplatz in Ukanc oder im Bohinj Hotel Eco Park.
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4 Kommentare

  • Wir waren vor einem Jahr auf dem Campingplatz dort, dessen Homepage uns regelrecht umgehauen hat.
    Was haben wir uns nicht für ein Paradies vorgestellt: Sanfter Tourismus für wahre Naturliebhaber. Nach zwei Tagen sind wir geflüchtet: laute Musik und grölende, betrunkene Jugendliche bis tief in die Nacht, Bierkisten am Ufer ins Wasser gestellt um stets Nachschub zu haben und ein Overkill an Plastikwasserspielzeug für die Kinder, damit die Eltern ihren Rausch ausschlafen können – sanfter Tourismus sieht anders aus. Es war nur erträglich, wenn man sich mit dem Mietkanu auf den anderen Ufer retten konnte und dort noch eine der begehrten kleinen Buchten erwischt hat. Die reichen aber natürlich nicht für alle.
    An der Flussmündung im Naturschutzgebiet ließen sich paar deutsche Wohnmobilromantiker nicht von Verbotsschildern vom Wildcampen abhalten. Zitat: “Wir übernachten soo gerne an schönen Orten”.
    Ja, es wird dringend nötig sein die Zahl der Touristen am See zu begrenzen, wenn man diesen herrlichen See bewahren möchte. Jetzt sind es leider schon viel zu viele.
    Und den meisten geht es nicht wirklich um das Naturerlebnis…
    Schade.
    Ja, die Erde ist zu klein für uns alle.
    Maria aus Frankfurt

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