Die Liebfrauen von Antwerpen

Trödlerladen in Antwerpen
Trödlerladen im belgischen Antwerpen
Der Traum von der Selbständigkeit. Diese fünf Frauen aus Antwerpen leben ihn. Mit viel Leidenschaft. Und mit allen Hürden, die dazu gehören.

Wenig Sicherheit. Finanzielle Hürden. Viel Leidenschaft. Wir haben in der Kunst- und Modemetropole Antwerpen fünf Frauen getroffen, die ihren Traum von der Selbständigkeit leben.

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Was ist es, das eine Stadt magisch macht? In Antwerpen könnten es die Fashion Stores sein, die Diamanten oder die zuckersüßen Pralinen. Oder die opulente Altstadt mit dem mächtigen Dom, der den Namen Liebfrauenkathedrale trägt. Am meisten beeindruckt hat uns aber etwas ganz anderes: die Ausstrahlung der Menschen. Eines haben die folgenden fünf Frauen, denen wir zufällig begegnet sind, gemeinsam: Sie verwirklichen sich selbst. Sie lieben, was sie tun. Kreativität, Ideenreichtum, Authentizität, Unternehmergeist. Wir nennen sie die Liebfrauen von Antwerpen:


Christel Dauwe, verkauft im Dirndl Weihnachtsbehang

“Sie müssen Weihnachten lieben?” Diese Frage beantwortet Christel mit einem zwinkernden “Ich glaube, ja.” Sie zupft sich für’s Foto das Dirndlkleid zurecht und führt durch ihren Laden. Weihnachtsschmuck in mehr als 3.000 Formen und Farben gibt es hier zu kaufen. Von der Qualle bis zum Eskimo, vom Lebkuchenmann bis zum Tortenstück. Sogar Christel ist käuflich – in Miniaturformat als Baumbehang (Foto). Alle Figuren werden in Eurpa handgefertigt. Und alle hat sie fein säuberlich in einem uralten dicken Buch aufgelistet. Ihre skurrile Leidenschaft hat ihr schon allerhand Medienecho eingebracht. Egal was kommt, eines ist sicher: Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt.

Shop: Christel Dauwe, Kloosterstraat 78/1


Und noch eine Christel, grinst zwischen einem Haufen alter Postkarten hervor

Ihr Trödelladen ist bis in den letzten Winkel mit – ja, womit eigentlich? – vollgestopft. Da wären Stühle und Tische, alte Postkarten, verstaubte Keksdosen, Lampen, Bilder, Globen, kleiner und großes Krimskrams. Christels Ware stammt aus Hausentrümpelungen. “Das meiste Zeug ist von der Zeit zwischen 1900 und 1970”, erklärt sie. In den unendlichen Weiten ihres Shops könnte man sich verirren.

Shop: ‘t Koetshuis, Kloosterstraat 62


Kathy, hütet Pommes essend ihren Laden

Eigentlich ist es ein Café. Aber vielleicht fällt einem ja beim Caffe Latté plötzlich ein, dass man schon immer mal Dreadlocks haben wollte. Auch kein Problem. Dann kriegt man welche verpasst. Eines ist fix: Wer sich eine Zeit lang in Kathys Laden aufhält, lernt mit Sicherheit jede Menge interessante Menschen kennen, die hier aus- und eingehen. Vor einiger Zeit ist sie mit ihrem Café in einen größeren Raum gezogen. “Es ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.” Einfach sei es natürlich nicht, jeden Monat alle Rechnungen zu bezahlen. Die Preise für Caffe Latté und Co. will sie aber trotzdem möglichst niedrig halten. Erzählt Kathy. Und übersieht die Zeit. Denn eigentlich ist ihr Shop seit einer halben Stunde geschlossen. Und die Pommes, die Kathy sich als Abendessen gekauft hat, sind mittlerweile auch kalt geworden.

Shop: Dreadlovers, Sint Antoniusstraat 74


Renée, Modemacherin die selbst hinterm Tresen steht

“Man muss nicht immer etwas verkaufen.” Und: “Wenn ich etwas möchte, dann werfe ich mich in die Sache hinein.” Solche Sätze sagt Renée, die jahrelang einer geregelten Arbeit nachging, Kinder großzog. Und vor acht Jahren beschloss, selbst Mode zu machen. Und das in der Stadt der Mode und High Fashion, in der es eine Modeakademie und weltberühmte Designer gibt. Zweimal im Jahr gibt die ungelernte Designerin neue Kollektionen heraus. Die Muster dafür entwirft sie selbst. Und wenn sie gerade nicht kreativ arbeitet, steht sie in ihrem Laden hinter dem Tresen.

Shop: Zuid (Pilot Store), Sint-Jorispoort 11


Martine, erzählt japanische Geschichten

Martine ist ein leidenschaftlicher Japan-Fan, schon oft ist sie dorthin gereist. Mit ihrem japanischen Laden hat sie sich einen kleinen Traum erfüllt. Sie weiß zu jedem Produkt eine Geschichte zu erzählen. “Leben könnte ich davon aber nicht”, sagt sie, “ich bin froh, wenn ich die Rechnungen bezahlen kann.” Die studierte Juristin arbeitet in Teilzeit als Anwältin, um eine gewisse finanzielle Sicherheit zu haben. Erst als ihre Söhne erwachsen waren, wagte sie es, ihren eigenen Shop zu eröffnen.

Shop: Hashi – Japan at its best, Sint Jorispoort 4

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