Kroatien, Insel Dugi Otok: Was machen Sie da, Herr Knez?

Feuer-Beobachter auf Dugi Otok
Antonio Knez hält im Naturpark Telašćica Aussachau nach Brandherden.
Antonio Knez stammt aus dem Dorf Zaglav auf der kroatischen Insel Dugi Otok. Den Sommer über beobachtet er mit dem Fernglas täglich acht Stunden lang den Naturpark Telašćica. Warum eigentlich?

Von Juni bis Oktober sitze ich den ganzen Tag auf einer Aussichtsplattform im Nationalpark Telašćica auf der kroatischen Insel Dugi Otok. Ich arbeite für die Feuerwehr und suche den Horizont nach Rauchwolken ab. Wenn ich Rauch sehe, rufe ich sofort die Einsatzkräfte. Es ist sehr wichtig, dass es im Naturpark Telašćica zu keinen großflächigen Waldbränden kommt.

Weil sich das Feuer bei starkem Wind schnell ausbreitet und nur schwer bewältigt werden kann, kommt zum Löschen ein kleines Flugzeug aus Zadar. Es löscht den Brand mit Wasser, dass es aus dem Meer schöpft. Jeden Sommer bricht zwei bis drei Mal Feuer im Naturpark Telašćica aus. Meisten bei Sturm, dann schlagen unzählige Blitze ein.

Touristen bitten mich um Fotos

Ich starte meinen Arbeitstag um acht Uhr in der Früh und höre um 15 Uhr auf. Oder ich komme erst um 16 Uhr, dann arbeite ich bis zehn Uhr am Abend. Nur in der Nacht gibt es keine Schicht. Untertags besuchen sehr viele Touristen den Naturpark Telašćica. Auch auf die Aussichtsplattform, auf der ich arbeite, verschlägt es viele. Die meisten davon bitten mich dann, ein Foto von ihnen zu machen.

Der Winter ist langweilig

Im Sommer kommen von Jahr zu Jahr mehr Besucher nach Dugi Otok. Das sieht man auch an den neuen Häusern, die vor allem im Hauptort Sali gebaut werden. Im Winter ist es sehr langweilig. Es kann sehr stürmisch sein und es gibt nichts zu tun. Viele Leute pressen dann Olivenöl. Jede Familie hier hat Olivenbäume, manche Hundert, andere Tausend. Im September oder Oktober beginnt die Ernte und dauert vier Monate lang.

Ich bin eigentlich Bauarbeiter

Mein Sommerjob ist schön, aber nicht sehr aufregend. Eigentlich bin ich Bauarbeiter. Das ist sehr anstrengend, ich arbeite sechs Tage die Woche jeweils zehn Stunden lang. Dafür ist der Lohn gut. Auch wenn man ungelernt ist, bekommt man 1.000 Euro. Wer gut arbeitet oder eine spezielle Ausbildung hat, verdient bis zu 1.500 Euro. Das ist so viel wie bei euch in Österreich, damit kann man hier sehr gut leben.

Zurück aufs Festland

Weil auf der Insel aber alle Jungen fortziehen, gibt es zu wenig Arbeitskräfte. Die Hälfte der Bauarbeiter wird aus Bosnien geholt. Auch in die Fischfabrik kommen jeden Tag Arbeiter mit der Fähre aus Zadar. Sie verdienen sehr wenig, ich glaube um die 500 Euro im Monat. Auch ich habe lange Zeit in der Stadt gelebt. Ich will wieder dorthin ziehen. Im Winter gefällt es mir einfach besser.”

Dieses Gespräch wurde vor Ort aufgezeichnet.

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