Atlas der Länder, die es nicht gibt

Atlas der Laender die es nicht gibt
Lektüre für Reisefreudige: Atlas der Länder, die es nicht gibt
Viele Völker auf der Welt kämpfen darum, einen eigenen Staat zu gründen. Nick Middleton hat nachgeforscht, warum. Eine Buch-Rezension.

Die Welt, so wie wir sie heute sehen, besteht erst seit vergleichsweise kurzer Zeit. Die Unterteilung der Erde in Staatsgrenzen, Länder, Territorien schafft für viele Menschen eine sichere Basis, das Gefühl, wohlbehütet in einem abgegrenzten Umfeld aufzuwachsen und zu leben. Dabei vergessen wir allzu oft, dass die Idee der Nationalstaaten erst im 19. Jahrhundert gereift ist. Dass die meisten Staatsgrenzen vor nicht allzu langer Zeit gezogen wurden, oftmals ohne ausreichend Rücksicht auf sprachliche oder kulturelle Zusammengehörigkeiten von Völkern zu nehmen. Das Ergebnis: Viele Völker auf der ganzen Welt kämpfen noch heute um ihren eigenen, unabhängigen Staat.

Überblick über nicht anerkannte Staaten

Der britische Geograf und Autor Nick Middleton hat intensiv über dieses spannende Thema recherchiert. Im seinem Buch „Atlas der Länder, die es nicht gibt“ beschreibt er 50 nicht anerkannte und weithin unbekannte Staaten.

Was ist ein Land?

In einer leider sehr kurzen Einführung gibt er einen historischen Überblick über das System Nationalstaat, thematisiert das Thema Grenzen und stellt die Frage: Was ist ein Land? Im Rest des Buches werden 50 Staaten, die es offiziell gar nicht gibt oder die niemand kennt, kurz vorgestellt und grafisch dargestellt. Die Beschreibungen sind sehr plastisch, allerdings könnten sie an mancher Stelle noch umfassender sein.

Transnistrien gehört zu den nicht anerkannten Staaten.

Der Leser erfährt, dass es neben bekannten Quasi-Staaten beziehungsweise Möchtegern-Staaten wie Nordzypern, Katalonien oder Taiwan zahlreiche weitere Gebiete gibt, die einen Staat für sich beanspruchen. In manchen davon kämpfen Ureinwohner schon seit langer Zeit gegen ihre Besatzer oder Kolonialherren für eine eigenmächtige Nation. Das nomadische Volk der Tuareg in Nordafrika träumt vom eigenen Staat namens „Azawad“. Das Königreich „Barotseland“ tratt 2011 vom Staat Sambia aus und der westliche Teil Nicaraguas namens „Moskitia“ erklärte 2009 seine Unabhängigkeit.

Staatsgründung als Protest

Es gibt aber auch kommunenartige Gebilde, die sich vom eigenen Staat abgewandt haben und sich selbst verwalten. Berühmtes Beispiel dafür ist „Christiania“, eine Enklave in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Oder Einzelpersonen, die sich aus Protest vom eigenen Land abgespalten und ihre Unabhängigkeit ausgerufen haben. So geschehen in Hutt River, Australien.

Atlas der Länder, die es nicht gibt, Nick Middleton

Kreatives Schmökerbuch für Weltenbummler

Fazit: Ein Werk, das sich im Bücherregal gut macht – allein schon der skurrilen Thematik wegen. Der „Atlas der Länder, die es nicht gibt“ ist aber kein typisches Lesebuch, vielmehr ein kreatives Schmökerbuch, das immer wieder mal zur Hand genommen und aufgeschlagen wird. Besonders empfehlenswert für Reisende, die stets auf der Suche nach dem Verborgenen sind. Und für Weltenbummler und Couchabenteurer, die auch in herkömmliche Atlanten stundenlang beeindruckt ihre Nase stecken können.

Atlas der Länder, dies es nicht gibt
Nick Middleton
Verlag Bastei Lübbe
ISBN 978-3-86995-084-6

Offenlegung:
Das Buch wurde der Redaktion als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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