Draußen heult der Wind. Drinnen fragt Hüttenwirt Franz: „Woits a Schnapserl?“. Wir sind auf der Tappenkarseealm auf 1.768 Meter Seehöhe. Warum also nicht? Das Handy hat hier oben kein Netz. Man sitzt also gemütlich beisammen und stoßt auf das Leben an.
Draußen, über den bis zu 2.400 Meter hohen Gipfeln, geht die Sonne langsam unter. Drinnen, in der Hütte, erzählt Franz über den Sommer auf der Alm. Meist kommt er Anfang Juni herauf, der See ist nämlich sehr lange zugefroren. Tag für Tag heißt es: Früh aufstehen, auf die Weide gehen, nach den Tieren schauen, kaputte Zäune reparieren. 180 Kühe und 150 Pferde von verschiedenen Bauern verbringen den Sommer auf den Almwiesen rund um den Tappenkarsee.
Das Essen kommt mit der Seilbahn zum Tappenkarsee
Gegen Mittag läuft das Tagesgeschäft auf der Hütte an, dann serviert Franz Buttermilch mit Preiselbeeren, die hier im Pongau „Granten“ genannt werden, Brettljause und Schnaps. „Alle Lebensmittel werden mit der Materialseilbahn heraufgebracht und dann mit dem Boot über den See transportiert“, erklärt er.
Abends wird es ruhig. Richtig ruhig. Wenn das Wetter dann auch noch schlecht ist, fühlt man sich bestimmt noch mehr abgeschnitten von der Welt. „Ob es einem hier oben gefällt sieht man erst, wenn es länger schlechtes Wetter gibt“, sagt Franz. Und man merkt: Das hier oben, das ist genau das Seine.
Übernachtung in der Tappenkarseehütte
Es ist fast dunkel. Wir brechen auf. Eine halbe Stunde lang marschieren wir entlang des Seeufers. Am Ende des Sees thront die große Tappenkarseehütte auf einer Anhöhe. Die Gaststube ist voll mit müden Wanderern, die Karten spielen und Bier trinken.
Wirt Hannes schaut auf die Uhr. Recht glücklich blickt er nicht drein. Er hat es gar nicht gern, wenn Gäste zu spät kommen oder gar nicht auftauchen ohne abzusagen. Erstens nehme er seine Verantwortung als Hüttenwirt ernst, erklärt er dann doch. Zweitens müsse er gut planen, die Übernachtungsmöglichkeiten in der Tappenkarseehütte sind bei Wanderern als Zwischenstation begehrt.
Tappenkarsee: Das frühe Aufstehen lohnt sich
Nach einer heißen Kaspressknödelsuppe und einem süßen Apfelstrudel heißt es: ab ins Bett. Immerhin klingelt in wenigen Stunden schon wieder der Wecker. Um fünf Uhr morgens schälen wir uns aus dem Hüttenschlafsack, klettern von den Stockbetten und betreiben Katzenwäsche. Der Wirt hat uns am Vorabend ein leichtes Frühstück in die Stube gestellt. Bevor wir aufbrechen, stärken wir uns mit heißem Tee und Marmeladebroten.
Die ersten Sonnenstrahlen im Rücken
Der Rucksack wird geschultert. Wir lauschen in die Sille. Die Welt unter uns schläft. Der Blick auf den See, der sich in der Morgendämmerung langsam rosa einfärbt. Wir sind die einzigen, die heute so zeitig aufbrechen. Flotten Schrittes geht es eine Dreiviertelstunde steil bergauf, die ersten Sonnenstrahlen des Tages im Rücken.
Auf dem Grat angekommen geht das Staunen weiter. Vom Karsteintörl aus hat man einen 360-Grad-Blick vom See in Richtung Lungau, Mölltaler Gletscher in Kärnten und ins Großarltal. Die Sonne taucht die unter uns liegende Landschaft und den See in ein warmes, sanftes Licht.
Bilderbuch-Kulisse am Tappenkarsee
Wir wandern lange Zeit über den Bergkamm. Immer wieder: Stehenbleiben, umdrehen, die Kulisse inhalieren. Die Gruppe löst sich auf. Jeder will das Erlebnis ein Stück weit für sich genießen. Treffen sich die Blicke, braucht es keine Worte.
Beim Draugsteintörl angekommen, treffen wir auf Hüttenwirt Franz von der Tappenkarseealm, der uns am Vortag mit Schnaps versorgt hat. Er ist schon seit Stunden auf den Beinen und hält nach den Kühen und Pferden Ausschau. Dass Franz so viel Ruhe ausstrahlt, wundert uns nicht. Immerhin ist er den Sommer über jeden Tag Stunden lang hier draußen inmitten der Natur.
Ab jetzt führt die Wanderung bergab, zurück zur Tappenkarseealm. Das Frühstück auf der Sonnenterrasse der Hütte schmeckt an diesem Tag besonders gut. Der Abstieg vom Tappenkarsee ins Tal dauert knappe zwei Stunden. Wir blicken zurück. Wehmütig. Aber beseelt.
Koffer packen und los geht’s:
Der Tappenkarsee liegt im Talschluss des Kleinarler Tals im Salzburger Land auf 1.762 Metern Seehöhe. Er ist vom Schwabalmparkplatz in Kleinarl aus in rund zweieinhalb Stunden erreichbar. Von der Tappenkarseealm geht’s entlang des Sees in einer halben Stunde zur Tappenkarseehütte mit Übernachtungsmöglichkeit. Die Wanderung von dort über das Karteistörl, den Bergkamm bis zum Draugsteintörl und zurück zur Tappenarkseealm dauert weitere zwei bis drei Stunden. Für ein ganz besonderes Erlebnis am besten kurz vor Sonnenaufgang starten.
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Offenlegung:
Vielen Dank an Wagrain-Kleinarl Tourismus für die Einladung.
danke für die inspiration für einen tollen wochenendausflug!