Backpacking in Nicaragua: das bessere Costa Rica?

Insel Ometepe in Nicaragua
Kein Geheimtipp mehr, aber noch relativ wenig beachtet: Nicaragua. Warum Backpacking in Nicaragua vielleicht die bessere Option ist als eine Reise ins benachbarte Touristen-Traumland Costa Rica.

Backpacking in Costa Rica boomt. Irgendwie will gerade jeder ins das zentralamerikanische Land. Und, es stimmt, Costa Rica hat sie alle: die Höhepunkte einer Natur- und Abenteuer-Reise. Lange Sandstrände, speiende Vulkane, eine tropische Pflanzenwelt und eine vielseitige Tierwelt. Sicher ist es auch noch. Und klein und handlich zu bereisen.

Aber, Stopp! In diesem Artikel soll es ja eigentlich um Costa Ricas Nachbarland gehen. Nicaragua. Genau. Und warum? Weil auf kofferpacken.at vorwiegend Leute vorbeischauen, die sich gerne abseits der Massen bewegen. Die Urlaubsziele individuell bereisen. Und sich nicht an irgendwelchen Top 10 oder Must-See-Listen orientieren. Also, hereinspaziert in dieses wundervolle Land voll mit interessanten Orten, die auf der touristischen Landkarte noch ein vergleichsweise heller Fleck sind.

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ALLGEMEINE REISETIPPS FÜR BACKPACKING IN NICARAGUA

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Ist Nicaragua das bessere Costa Rica?

Wer gerne individuell unterwegs ist und Backpacking mag, dem legen wir Nicaragua wärmer ans Herz als Costa Rica. Warum? Weil der Entdeckergeist mehr gefordert wird. Weil man in eine fremde, wenig amerikanisierte Kultur eintaucht. Weil man im Bus automatisch ins Gespräch kommt, eingequetscht zwischen Männern, Frauen und Kleinkindern. Weil es hier ebenso Nationalparks, Tiere, Pflanzen, Kaffeeanbau und geschichtlich  interessante Orte gibt wie in Costa Rica. Und Spanisch-Kurse. Weil Sehenswürdigkeiten und Naturwunder weniger bekannt, weniger überrannt und weniger teuer sind als im Nachbarland.

Busfahren gehört auch zum Backpacking in Nicaragua

Natürlich: Auch Costa Rica lässt sich wunderbar individuell und abseits ausgetrampelter Pfade bereisen. Man muss sich nur genügend Zeit dafür nehmen. Wir waren vier Wochen lang in Costa Rica und zwei Wochen in Nicaragua unterwegs. Die Länder eigenen sich gut als Kombi. Costa Rica ist sehr professionalisiert, was den Tourismus betrifft. Und sehr amerikanisiert. In Nicaragua tut sich zwar auch einiges, viele Dinge sind aber noch Neuland. Wir haben uns in Nicaragua ganz einfach wohler und näher an der Bevölkerung gefühlt.

Nicaragua hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Nicaragua zählt zu den ärmeren Ländern der Welt. In der Rangliste des Entwicklungsprogramms der UNO liegt es auf Platz 125 von 175 Ländern. Dementsprechend niedrig ist auch das Preisniveau. Das soll natürlich nicht ausschlaggebend für die Reiseentscheidung sein. Aber beim Backpacking ist man in der Regel länger unterwegs – das kann ganz schön ins Geld gehen. Das benachbarte Costa Rica ist mittlerweile wirklich teuer geworden. Deshalb wird es auch als „die Schweiz Zentralamerikas“ bezeichnet.

Frau am Markt beim Backpacking in Nicaragua

In Nicaragua ist einfach alles günstiger als in Costa Rica: Übernachten, essen, Touren, Sprachkurse, Sehenswürdigkeiten, Busfahren. Der Reisende bekommt mehr für sein Geld. Beziehungsweise kann finanziell gesehen für dieselbe Summe länger reisen. Wer die heimische Wirtschaft und die lokale Bevölkerung vor Ort unterstützen will, sollte sich aber vorab informieren, wem er sein Geld anvertraut. Denn was in Costa Rica schon längst üblich ist, hat sich in touristisch interessanten Orten Nicaraguas ebenfalls etabliert: Nicht selten sind es Amerikaner oder Europäer, die Hotels und andere touristische Einrichtungen leiten.

Ist Nicaragua ein sichere Reiseland für Backpacking?

Viele Reisende entscheiden sich für Costa Rica, weil es als sicherstes Reiseziel in Zentralamerika gilt. Dabei stuft das österreichische Außenministerium Nicaragua auf derselben Sicherheitsstufe – zwei von sechs – ein. In Nicaragua wird vor allem vor Taschendieben und Überfällen gewarnt. Man sollte in der Nacht keine herbeigewinkten Taxis benutzen und an manchen Orten nicht mehr spazieren gehen, wenn es draußen dunkel ist. Außerdem gewisse Gegenden meiden und nicht unbedacht Auto stoppen.

Sicherheits-Empfehlungen wie diese hören sich meistens sehr theoretisch an. Liest man die Warnhinweise des Außenministeriums, lässt man sich leicht abschrecken. Wir haben uns in zwei Wochen Backpacking durch Nicaragua kein einziges Mal unsicher gefühlt. Wir haben einmal in der Gruppe und zwei Mal zu zweit Auto gestoppt. Wir sind auch mal mit Taxis gefahren, die wir nicht in der Unterkunft vorbestellt hatten. Die als teilweise gefährlich geltende Hauptstadt Managua haben wir auf Empfehlung eines dort lebenden Österreichers ausgelassen. Stattdessen sind wir bei der Rückreise von Granada direkt per Taxis zum Flughafen Managua gefahren.

Natürlich haben wir vor Ort auch von so genannten „Express-Kidnappings“ gehört. Die Opfer werden mit Waffen bedroht, zum Bankomaten gefahren und müssen so lange Geld abheben, bis die Maschine nichts mehr ausspuckt. Uns selber ist nie etwas passiert und wir haben ausnahmslos freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen.

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INTERESSANTE ORTE FÜR BACKPACKING IN NICARAGUA

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Surfen im Pazifik und Baden in der Karibik

So wie Costa Rica liegt auch Nicaragua eingebettet zwischen Pazifik und Karibik. Surfer lieben die langen Sandstrände rund um San Juan del Sur am Pazifik. Ein ganz besonderer Ort ist der Strand Playa de Maderas. Surfkurse, ein einfaches Hostel, wenige Strandbars. Von hier aus kann man zu fast menschenleeren Nachbarstränden weiter spazieren.

Playa de Maderas in Nicaragua

Pazifikkueste in Nicaragua

Kein Geheimtipp aber herrlich - Strand Playa de Maderas in Nicaragua

Surfer an einem Strand in Nicaragua

Die Karibik ist eher zum Planschen und Schnorcheln geeignet. Erfahrene Nicaragua-Reisende wie Robert und Eva von www.deepertravel.com empfehlen stets den Besuch der „Corn Islands“. Sie schwärmen von den weißen Sandstränden und den einfachen Bungalows. kofferpacken.at hat es leider nicht dorthin geschafft – vielleicht beim nächsten Mal.

Vulkane zum Erklimmen und Anfassen

Vulkane sind quasi die natürlichen Sehenswürdigkeiten des Landes. Wer einen Vulkantour machen will, den verschlägt es häufig auf die Insel Ometepe. Ein einfacher, zauberhafter Ort. Die Menschen sind Insulaner. Und Insulaner sind relaxt. Irgendwie liegt Hippie-Flair in der Luft. Ometepe ist die weltweit größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee. Der etwas über 1.600 Meter hohe Vulkan Concepción ist sogar einer der aktivsten Vulkane Nicaraguas. Der Aufstieg ist ein kleines Abenteuer für sich und gibt unglaubliche Ausblicke frei.

Vulkanaufstieg auf der Insel Omepete beim Backpacking in Nicaragua

Einen ebenso unglaublichen Weitblick hat man auch vom Vulkan Masaya aus. Hier geht’s allerdings schon touristischer zu. Erstens liegt er gleich ums Eck vom beliebten Kolonialstädtchen Granada, der drittgrößten Stadt Nicaraguas. Zweitens wird man per Pick-up bequem hinauf chauffiert. Oben angekommen, hält man sein Gesicht fast bis in den Krater, aus dem bedrohlich wirkende Dämpfe aufsteigen.

Tour zum Vulkan Masay beim Backpacking in Nicaragua

Backpacking in Nicaragua_Laguna de Apoyo_Granada

Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt Granada liegt die Laguna de Apoyo, ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater. Und absoluter Lieblingsort der kofferpacken.at-Redaktion. Direkt am Ufer gibt es einige nette Unterkünfte, wo man sich meist auch schwimmende Gummireifen und Kajaks ausborgen kann.

Koloniale Städte mit morbidem Charme

Die Stadt Granada ist ein sympathisches Städtchen mit niedrigen, bunt gestrichenen Häusern, morbidem Charme und ein paar Sehenswürdigkeiten. Außerdem eine gute Gelegenheit, um ins Marktleben einzutauchen, sich mit dem Rum Flor de Cana einzudecken und die heimische Küche zu probieren. Zum Beispiel Quesillos – mit Käse gefüllte Teigtaschen.

Bunte Häuser in der Stadt Granada in Nicaragua
Tür in der Stadt Granada in Nicaragua
Quesillos beim Backpacking in Nicaragua
Blick auf Granada beim Backpacking in Nicaragua

Tipp: Granada zählt zu einem Hotspot von Nicaragua-Reisenden. Weniger überlaufen und ebenso einen Besuch wert soll die nördlich gelegene Stadt Leon sein. Bei unserem Besucht haben wir es leider nicht dorthin geschafft, aber nur Gutes gehört.

 

Koffer packen und los geht’s – Tipps für Backpacking in Nicaragua:

Anreise nach Nicaragua
Nicaragua liegt in Zentralamerika südlich von Honduras und nördlich von Costa Rica. Wir haben den Flug mit Delta Airlines von München nach San Jose und zurück über Managua als sehr angenehm empfunden. Der Nachteil dabei ist, dass man ein US-Visum benötigt und am Flughafen Atlanta ein- und auschecken muss.

Wer Costa Rica und Nicaragua kombiniert, sollte vorab die Ausreise aus Costa Rica vorweisen können. Das heißt, sich zum Beispiel online ein Busticket für den Grenzübertritt Costa Rica-Nicaragua zu besorgen. Auch wer nur nach Nicaragua reist, muss bei der Einreise seine Wiederausreise, zum Beispiel mittels Rückflugticket, bestätigen können.

Visum
Es gibt keine Visumspflicht. Aber Einreisende müssen eine Touristenkarte ausfüllen und rund zehn Dollar dafür bezahlen.

Herumkommen
Das Bussystem in Nicaragua ist relativ gut ausgebaut. Es gibt verschiedene Busse mit unterschiedlich hohen Standards. Bei einer billigen Fahrt mit dem so genannten „Chicken Bus“ wird man oft kräftig durchgerüttelt und quetscht sich gemeinsam mit Einheimischen zwischen die Sitze. Etwas mehr Geld kosten klimatisierte Kleinbusse, die zum Beispiel zwischen Grenada nach Managau verkehren und abfahren, wann immer sie voll sind. Immer wieder wird man auch auf Taxis zurückgreifen müssen. Der Sicherheit halber am besten in der Unterkunft des Vertrauens vorbuchen. Autostoppen gilt auf gewissen Strecken (Beispiel Grenada – Managua) als zu gefährlich. Wie immer, muss man die möglichen Gefahren aber vor Ort selber abschätzen und sollte weder zu erschrocken noch zu naiv unterwegs sein.

Beste Reisezeit in Nicarauga
Das kommt ganz darauf an, wohin man will. Die Pazifikküste bereist man laut Lonely Planet zufolge eher von November bis April. In der Karibik ist die beste Reisezeit von Februar bis April.

Nachhaltig durch Nicaragua
Das österreichische Unternehmen Loro Trips hat sich auf nachhaltige Reisen in Nicaragua spezialisiert und arbeitet vor Ort mit Einheimischen zusammen. Von der Rund- oder Themenreise über den Sprachkurs bis zum Volunteer-Aufenthalt wird ein breites Spektrum an Möglichkeiten angeboten.

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