Liebe auf den ersten Blick: 24 Stunden in Madrid

Plaza de Mayor in Madrid
Günstige Tapas, Schuh-Schnäppchen, alternative Kreativszene - Insider-Tipps aus erster Hand. Und: Warum die Stadt ein Paradies für Morgenmufffel ist.

In Madrid ticken die Uhren etwas anders. Deshalb starten wir den Tag abends um 21 Uhr – da ist am meisten los. Und die Wahrscheinlichkeit, sich Hals über Kopf in die Stadt zu verlieben, am allerhöchsten.

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21 Uhr: Flanier-Zeit

Der perfekte Urlaubstag in Madrid beginnt nicht in der Früh, sondern am späten Abend. Wer jetzt in der Stadt ankommt, sollte sich nicht im Hotel ausrasten, sondern unbedingt rausgehen. Ganz ohne Stadtplan. Durch die Altstadt treiben lassen und den Straßenkünstlern und Demonstranten auf dem Platz Puerto del Sol zuschauen. Ende Juli wurde gerade gegen das neue Demonstrations-Gesetz protestiert (Foto).
U-Bahn-Stationen: Puerto del Sol, Opera

Demo auf dem Platz Puerto del Sol in Madrid

22 Uhr: Tapas & Wein

Kaum zu glauben, auch an Wochentagen sitzen die Madrileños um dieser Uhrzeit noch immer in den Gastgärten der Tapas-Bars und Cervecerias. Die beliebtesten Getränke sind eindeutig Cerveza (Bier) und Tinto di Verano (Sommerwein). Die Straßen Cava Baja und Cava Alta im Viertel Latina gelten als die Tapas-Meilen schlechthin. „Wir bleiben aber nicht den gesamten Abend in einem Lokal sitzen, sondern essen höchstens zwei bis drei Tapas in einer Bar, dann ziehen wir weiter“, erklärt eine Einheimische.
U-Bahn-Stationen: Opera, Latino

Tapas Bar in Madrid

23 Uhr: Hipper Start ins Nachtleben

Hipster fühlen sich seit einiger Zeit im Viertel (Barrio) Tribunal wohl. Viele Bars (und tagsüber kleine Shops) finden Fortgehfreudige außerdem im Barrio Chueca, dem angesagten Schwulenviertel. Wein, Bier, Cocktails und Tapas in stylischer Umgebung gibt es bis 24 Uhr in der neuen Markthalle des Mercado St. Andres (Foto oben).
U-Bahn-Stationen: Tribunal, Chueca

Szeneviertel Chueca in Madrid

2 Uhr: Hellwach durch die Nacht

Die Nacht ist noch jung. Wer müde ist, aber anderen beim Feiern zuschauen will, sucht einen der großen Salsa-Clubs auf. Gusto auf Süßes stillen die Madrileños traditionell in der Chololateria St. Gines. Churros (in Fett herausgebackene Teigsticks) in heiße Schokolade getaucht gibt’s hier um 3,90 Euro. Für Einheimische eher ein Snack für kalte Winternächte, für Touristen alleine des Feelings wegen zu empfehlen.
U-Bahn-Station: Sol, Opera

Churros in Madrid

3 Uhr: Ab ins Bett – widerwillig

An Wochenenden sind die Straßen um diese Uhrzeit noch immer voll. Man hat das Gefühl, die halbe Stadt ist auf den Beinen. Stimmt vielleicht sogar – fast: Im Sommer wird es in Madrid extrem heiß, die Temperaturen liegen oft knapp unter 40 Grad. Tagsüber ist da wenig los, das Leben verlagert sich in die Nacht. In vielen Firmen können die Mitarbeiter dann sogar die Arbeitszeit reduzieren. „Unter der Woche gehe ich erst abends um acht oder neun hinaus und bleibe dann bis eins draußen“, erzählt ein Einheimischer.

Toc Hostel Madrid
Hotel-Tipp für die Nacht: Das Toc-Hostel ist neu und modern, verfügt auch über Doppelzimmer, liegt sehr zentral und direkt zwischen zwei U-Bahn-Stationen. Wer bei zwischendurch auch mal Abkühlung braucht, bucht am besten ein Hotel mit Pool, zum Beispiel das Room Mate Oscar.

10 Uhr: Guten Morgen, Langschläfer!

Der nächste Morgen: Vor zehn geht in Madrid im Sommer sowieso nichts. Deshalb: Unterkunft am besten mit Spätaufsteher-Frühstück buchen oder gleich ohne. Desayuno (Frühstück) wird sowieso in vielen Cafés und Bars den ganzen Tag über angeboten.

11 Uhr: Zeit für Kultur

In der Mittagshitze kühlt man sich als Madrid-Besucher am besten im Museum ab. Beeindruckend ist das Museo del Prado mit seinen überdimensionalen, insgesamt mehr als 3.000 Gemälden aus längst vergangenen Zeiten. Wer es eher zeitgenössisch mag, verliert sich in den langen Gängen des Museo de la Reina Sofia.
U-Bahn-Stationen: Banco de Espana oder Anton Martin (Museo del Prado), Atocha (Museo de la Reina Sofia)

Moderne Kunst in Madrid

13 Uhr: Auf Schnäppchen-Jagd

Sommerzeit ist in Madrid Zeit der großen Abverkäufe. In vielen Shops steht in den Auslagen in großen Lettern das Wort „Rebajas“ geschrieben – Spanisch für Ausverkauf. Shopaholics werden sich in Madrid nicht nur deshalb wohlfühlen: Es gibt extrem viele Schuhgeschäfte und ein paar spanische Modeketten (zum Beispiel Stradivarius, Pull & Bear oder Sfera), dank denen man den coolen und ausgefallenen Stil der Spanierinnen kopieren kann. Wer da einkaufen will, wo es auch die Einheimischen tun, reiht sich in die lange Schlange vor dem Casa Hernanz in der Altstadt ein. Dort werden Espadrilles in allen erdenklichen Farben verkauft.
U-Bahn-Station: Gran Via, Sol

Rebajas in Madrid

14 Uhr: Mahlzeit!

Vor zwei Uhr nachmittags kommt den Spaniern kein Mittagessen auf den Tisch. Weil es ohnehin heiß ist, sind Salate, Tapas oder Raciones (größere Portionen Tapas) ein beliebter Lunch. Auch häufig bestellt: Viele Lokale bieten ein günstiges Menu del dia (Tagesmenü) um acht bis 15 Euro an. Günstige Ketten wie die Cerveceria 100 Mondaditos haben sich besonders in den letzten Jahren seit der Wirtschaftskrise etabliert. Hier gibt’s Mini-Sandwiches und Salate, mittwochs und sonntags kosten alle Tapas einen Euro.

Zu den typischsten Snacks in Madrid zählen die Bocadillos di Calamari (Sandwiches mit Calamariringen, von Einheimischen wurde uns die Bar La Campana empfohlen). Außerdem Tortilla de Patatas (Kartoffel-Tortilla). Die beste gibt es, auch das ein Insider-Tipp, angeblich in der unscheinbaren Cerveriz Bar gegenüber dem (meist nur von Touristen und extrem überteuerten) Markt Mercado St. Miguel. „Hier werden für die Tortilla noch echte Eier und nicht das länger haltbare Eipulver verwendet“, weiß die Spanierin.

Tortillas in Madrid
Iberischen Schinken verköstigt man am besten in einem der vielen Jamon-Läden. Beliebt bei Einheimischen und Touristen zugleich ist das Museo del Jamon. Nicht von den vielen Servietten abschrecken lassen, die auf dem Boden liegen. In Spanien ist das ein Zeichen dafür, dass es geschmeckt hat und der Laden gut ist.
U-Bahn-Stationen: Sol, Opera

15 Uhr: Schatten suchen im Park

Madrid liegt in der Mitte Spaniens – das Meer ist weit weg. Wer sich nach Abkühlung sehnt, macht sich am besten in einen schattigen Park auf. Beliebt bei Schatten-Suchenden ist der Park Retiro (Parque del Retiro) mit Rosengarten und Kristallpalast, in dem es laufend andere, kostenlose Kunstprojekte gibt. Bücherwürmer werden beim Südausgang glänzende Augen bekommen: Die Librerias Cuesta Moyana sind kleine Holzhütten und Marktstände, von denen aus gebrauchte Bücher (teilweise auch auf Englisch) verkauft werden. Im Frühjahr findet im Park eine Buchmesse statt.
U-Bahn-Stationen: Retiro, Atocha

Retiro Park Madrid

Büchermarkt in Madrid

17 Uhr: Madrid Rio – entspanntes Radeln

Die Sonne steht noch immer hoch am Himmel, aber auf dem Rad lässt es sich jetzt gut aushalten. Der Madrider Fluss Manzanares ist nicht mehr als eine niedrige Wasserlatsche. Aber seit ein paar Jahren führt nicht mehr die Stadtautobahn, sondern ein neuer Radweg, Madrid Rio, daran entlang.
U-Bahn-Station: Principe Pio

Madrid Rio

18 Uhr: Kreative Luft schnuppern

Nach ein paar Kilometern flussabwärts steht man beim alten Schlachthof Madrids an: Matadero. Der riesige Gebäudekomplex aus Backstein ist seit ein paar Jahren ein Ort für Künstler und Kreative. Es gibt einen Co-Working-Space, Konzerte, eine Bücherei, ein Theater-Restaurant und viele andere alternative Kultur-Initiativen. Überhaupt hat sich in Madrid seit Beginn der Wirtschaftskrise viel getan. Junge Leuten gingen damals auf die Straßen, interessierten plötzlich sich für Politik und die Mitgestaltung ihrer Stadt. Die Bürgerplattform Ahora Madrid (Madrid jetzt) entstand und stellt seit 2015 sogar die Bürgermeisterin, eine pensionierte Juristin.
U-Bahn-Stationen: Legazpi

Matadero Madrid

19 Uhr: Madrids alternative Barrios

Madrids Viertel (Barrios) sind, ähnlich wie in Wien, sehr unterschiedlich und vielfältig. Das Barrio Lavapies mausert sich gerade zu einem Ort, an dem sich die alternative Szene trifft. Der Markt Mercado de San Fernando ist unter Touristen noch unbekannt. Hier gibt es neben Lebensmitteln auch handgemachtes Kreatives zu kaufen. Neben ein paar coolen Bars und Cafés findet man vor allem kleine Shops und Restaurants der vielen Immigranten aus Afrika und Indien, die hier leben.
U-Bahn-Station: Lavapies

Barrio Lavapies in Madrid

Mercado San Fernando Madrid

20 Uhr: Alternativer Hotspot Tabacalera

Ein weiterer Blick auf die alternative Szene Madrids: In der Tabacalera wurde früher Tabak hergestellt. Heute haben das Gebäude Kreative für sich entdeckt, die Wände sind voller Graffiti, es gibt einen Gemeinschaftsgarten und abends Konzerte und andere Veranstaltungen.
U-Bahn-Station: Embajadores

Tabacaleria Madrid

21 Uhr: Sonnenuntergang & mystischer Tempel

Vor Sonnenuntergang versammeln sich Familien, Freunde und wild knutschende Paare im West-Park (Parque del Oeste). Von hier aus kann man der Sonne zuschauen, wie sie langsam über den grünen Hügeln der Casa de Campo verschwindet. Wenn es dann finster ist, leuchtet der Tempel von Debod, der einst in Ägypten abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde, wie ein Stern aus einem anderen Planeten. Die Tapas-Bars der Altstadt sind nicht weit und das Spiel kann von Neuem losgehen …
U-Bahn-Station: Placa de Espana

Sonnenuntergang in Madrid

Offenlegung
Wir waren im Juli 2015 in Madrid unterwegs. Der Flug wurde vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Tourespana finanziert. Meinungen, Bilder und Texte sind wie immer „hausgemacht“.

Lust auf noch mehr Madrid?
Hier geht’s zu unserem Blogartikel mit vielen weiteren Madrid-Tipps auf der Website von Neckermann Reisen (Box “Geheimtipps unserer Reiseblogger”).

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1 Comment

  • Madrid ist wirklich eine tolle Stadt.
    Obwohl Madrid unter Touristen weniger bekannt als London oder Paris, ist es echt eine Empfehlung!

    Besucher die etwas mehr Zeit haben (als 24 Stunden), würde ich die folgenden Tagesausflüge in der Nähe von Madrid empfehlen.

    – Toledo (ca. 30 Minuten mit der Bahn)
    – El Escorial (ca. 45 Minuten Busfahrt)
    – Manzanares (ca. 45 Minuten Busfahrt)

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