Reisen ohne Ende: Wie das so ist?

Langzeitreisen: Monate lang barfuß laufen.
Wenn aus Tagen Wochen und aus Wochen Monate werden. Wie es sich anfühlt, für lange Zeit zu verreisen.

Wie spät ist es? Keine Ahnung. Seit Monaten ist das Handy aus, die Armbanduhr irgendwo im hintersten Winkel des Rucksacks verstaut. Nur im Ernstfall, wenn  frühmorgens ein Bus oder Zug zu erwischen ist, werden derlei Geräte eingesetzt. Mit einem leisen Seufzer.

Die technische Enthaltsamkeit schafft innen Platz für Ruhe, Muße und Gelassenheit. Das Schönste daran: Die Zeit vergeht verdammt langsam. Erstens, weil man sich nicht ständig nach ihr richtet. Zweitens, weil man hier und jetzt, im Augenblick lebt. Alles mitnimmt, was auf einen zukommt. Und Hirn und Herz so frei sind, dass man jede Begegnung, jedes Erlebnis so intensiv wie möglich aufnehmen kann.

Monatelanges Nichtstun, geht das?

Schlafen, bis einen der Hunger weckt und so lange am Strand liegen, bis die Sonne untergeht. Das sind die Bilder, die man im Kopf hat, wenn sich jemand für mehrere Monate aus dem Alltag verabschiedet. Und sie stimmen! Aber nur teilweise. Denn es gibt Millionen von Dingen, die man auf so einer Reise anstellen kann.

Die Liste ist endlos lang, und das simple Nichtstun steht dabei meistens gar nicht so weit vorne. Oft versinkt man stundenlang im Chaos einer Stadt. Geht bewusst verloren. Radelt endlos lang der Sonne entgegen oder schaut Kindern beim Baden im Fluss zu. Irgendwie macht man immer was, aber viel bewusster als daheim, wenn man den Job, den Großeinkauf, die nächste Familienfeier und eine niemals schrumpfende To-Do-Liste im Kopf hat.

Wie viel Mut gehört zum Langzeitreisen?

Wer länger reist, sieht das Unterwegssein nicht als Urlaub an. Es wird zum Alltag – zugegeben, zu einem sehr ereignisreichen, sehr schönen Alltag. Muss man dafür mutig sein? Vielleicht ein wenig. Aber Reisen ist heutzutage einfach – vielleicht zu einfach. Mutig sind vielmehr die Menschen, die man unterwegs trifft und die das Leben oft unter ganz anderen Voraussetzungen bewältigen. Oder diejenigen, die reisen, um anderen zu helfen. Oder die Entdecker aus früheren Zeiten, die wochenlang mit dem Schiff auf Hoher See ausharrten, um auf absolutes Neuland zu stoßen.

Langzeitreisen: Was ist so faszinierend daran?

Man bekommt das Gefühl dafür, was Freiheit bedeuten könnte. Langzeitreisen ist ein Eintauchen in Zustände und Perspektiven, die man niemals erahnt hätte. Es ist Glück, das ganz tief von innen kommt. Jeden Tag neue Emotionen. Vertrauen in die Welt. In sich selbst. Eindrücke, die das Hirn zum Querdenken ankurbeln. Die eigenen Gedanken werden weniger oberflächlich.

Dasselbe gilt für die Gespräche mit anderen. Man redet nicht über Termine, Geld, Erfolg. Muss nicht versuchen, sich darzustellen. Man redet über das, was einen bewegt. Alles, was man besitzt, trägt man am eigenen Leib und im Rucksack. Materielles wird nicht nur zweit-, sondern absolut letztrangig. Das schafft Platz für eine Masse an Dingen, die man mit Geld niemals kaufen kann.

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Tipps für Langzeitreisende gefällig? Bitte sehr.

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4 Kommentare

  • Hallihallo,

    wunderbar echter, ehrlicher Artikel! Danke dafür! Ich bin selbst erst vor kurzem von einer längeren Reise zurückgekommen und kann wirklich JEDES Wort in diesem Artikel nachvollziehen. Nun versuche ich, die auf Reisen erlangte Freiheit in Österreich umzusetzen. Und ich glaube, es kann einfach nicht funktionieren. Schade. Dann muss ich wohl wieder los sobald es die Finanzen zulassen 😉

    LG Isabella

    • Liebe Isabella!

      Danke! Natürlich ist bei Langzeitreisen nicht jeder Tag ein guter Tag, aber das gehört dazu und das weißt du ja selbst 🙂 Aber alles in allem eine unschlagbare Erfahrung. Auch ich versuche, zurück in Österreich von meinen Reisen zu profitieren. Natürlich hat man dabei ganz andere Ausgangslage – es ist einfach nicht dasselbe. Aber ich glaube, man lernt beim Reisen so viel über die Welt, andere Menschen und sich selbst, dass das alleine eine unglaubliche Bereicherung für das Leben daheim ist.

      Alles Liebe
      Maria

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