Asiat*innen in Hallstatt: Warum sie diesen Ort lieben

Asiaten in Hallstatt
Hallstatt und der Hallstättersee haben es Gästen aus Asien angetan. Was fasziniert sie an dem Ort? Und: Nützt oder schadet das der Gemeinde zwischen Berg und See?

Reisende aus Fernost sind in Hallstatt eine häufige Erscheinung. Schwer bepackt mit Kameras und Selfie-Sticks erkunden täglich unzählige Besucher*innen aus asiatsichen Ländern die 800-Seelen-Gemeinde, Teil der UNESCO Welterberegion Dachstein-Salzkammergut. Sie knipsen die mehrere Hundert Jahre alten Häuser, die Schwäne am See, die Blumenstöcke vor den Fensterbankerln. Die asiatischen Frauen posieren am Marktplatz mit seinen bunten Häusern. Die Männer haben die Kamera stets griffbereit, wenn die Liebste sich in eine neue Pose wirft. Keine Treppe scheint zu steil (und in Hallstatt gibt es viele davon), kein Weg zu weit. Schließlich ist Hallstatt für sie der Inbegriff der Schönheit.

Hallstatt liegt jetzt auch in China

Reisefreudige Menschen aus China, Japan, Taiwan. Alle sind sie begeistert. Die Chines*innen sogar so sehr, dass sie sich ihr eigenes Hallstatt in Originalgröße nachgebaut haben. Seither gibt es also Hallstatt nicht nur in Österreich, sondern auch in China, konkret in der Provinz Guangdong. Was macht die Faszination dieses Ortes aus? „Vor unserer Reise haben wir viel über Österreich gelesen“, erzählt einer der asiatischen Touristen. „Und in Hallstatt, hieß es, soll es am schönsten sein.“ Das ist alles?

Asiaten in Hallstatt_Asiatische Besucherin am Hallstättersee
Asiat*innen lieben es, in Hallstatt für Erinnerungsfotos zu posieren.

Vor allem die geschichtsträchtigen Häuser haben es ihm angetan: „Jedes Gebäude ist so einzigartig“, schwärmt er. Dann hat er keine Zeit mehr. Er muss weiter seine Frau fotografieren, die vor einer Hausmauer posiert. Ein anderer internationaler Besucher, Sean Lin aus Taiwan, verrät: „Mir gefällt Hallstatt so gut, weil es direkt am Wasser liegt.“

Asiaten in Hallstatt_Taiwanesicher Besucher in Hallstatt
Sean Lin aus Taiwan ist einer der vielen Besucher aus Asien in Hallstatt.

Reisende aus Fernost gehören zum Hallstätter Ortsbild

Viele Österreicher*innen kennen Hallstatt oft nur von Schulausflügen. Manche sträumen sich regelrecht dagegen, später wiederzukommen. Sie befürchten Übertourismus pur: Ganze Busladungen voller fotografiewütiger Asiat*innen, die sich durch die engen Gassen drängen. So ist das ja auch. Zumindest an manchen Tagen im Hochsommer. Aber Hallstatt kann man seinen Reiz und seine Geschichte trotzdem nicht absprechen. Irgendwie gehören die Selfie-Sticks schwingenden Tourist*innen mittlerweile genauso zum Ortsbild wie die regionaltypischen Holzbalkone.

Asiaten in Hallstatt_Fotografierende Touristen in Hallstatt, viele kommen aus Asien
Selfiestick schwingende Asiat*innen sind in Hallstatt allgegenwärtig.

Gebaut wurde Hallstatt von den Bergarbeitern des ältesten Salzbergwerks der Welt, die Sole zu Salz verarbeiteten. Als am Ufer kein Platz mehr war, errichtete man weitere Gebäude direkt in den Hang hinein. Lange Zeit gab es keine Straße entlang des Sees, nur einen schmalen Weg über den Dächern der Stadt.

In Hallstatt hält man zusammen

Zu manchen Häusern muss man noch heute bis zu 200 Stufen hinaufsteigen. Möbel und schwere Einkäufe zu transportieren, das überlegt man sich da zwei Mal. „In Hallstatt braucht man Freund*innen und starke Männer“, sagt Helga Lenz mit einem Schmunzeln. Die originale Hallstätterin arbeitet als Reiseführerin in ihrem Heimatort. Aber eigentlich ist die Bemerkung über’s Möbel-Schleppen gar kein Witz. Die Hallstätter*innen, sagt sie, halten zusammen. Man hilft sich gegenseitig.

Und außerdem, fügt sie hinzu, nehme man die Mühen gern in Kauf. Immerhin wache man jeden Tag mit einem weitschweifenden Seeblick auf. Der Hallstättersee, der schaue jeden Tag anders aus. Und überhaupt, er sei der schönste See des Landes.

Asiaten in Hallstatt_ Die Asiaten in Hallstatt lieben die alten Häuser
Beschauliches Hallstatt. Viele Häuser stehen unter Denkmalschutz.

Häuser können Dank Tourismus renoviert werden

Heute leben noch 800 Menschen in den Häusern mit den historischen Holzbalkonen. Die zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in Schuss zu halten ist kostspielig. „Ohne die Tourist*innen hätten wir unsere Häuser gar nicht renovieren können“, erzählt Lenz. Als immer mehr Besucher*innen kamen, habe irgendwann fast jeder sein Haus vermietet. „Viele haben damals ihr Schlafzimmer geräumt und sind vorübergehend auf den Dachboden gezogen“, erinnert sich Lenz.

Am Ende der Saison war genügend Geld für die nötigen Renovierungsarbeiten da. Heute können die Einheimischen finanzielle Unterstützung beantragen, wenn sie ihre Häuser nach den Vorgaben des Ortsarchitekten instandhalten. Noch immer vermieten viele Privatleute Zimmer an Gäste.

Tourismus am Hallstättersee: Geldquelle Asien

Und auch sonst sind die Besucher*innen aus dem In- und Ausland zur wichtigsten Einnahmequelle geworden. Vor allem die Asiat*innen, denn die kommen in Scharen und das ganze Jahr über. Sie kaufen Salz in allen Geschmacksrichtungen, bunte Seifen, Keramikgeschirr und den üblichen Touristenkitsch. Eine Zeit lang konnten sich Besucher*innen außerdem Dirndlkleider ausborgen, um sich in traditioneller Tracht vor der berühmten Kulisse Hallstatts fotografieren zu lassen. “Dirndl to go” hieß das damals sehr erfolgreiche Geschäftsmodell.

Arbeitsplätze, die über den Tourismus hinausgehen, sind rar. Es gibt einen Installateur, einen Tischler, eine Keramikkünstlerin. Das Ortsbild prägen aber vor allem Restaurants, Cafés, Hotels, Salzgeschäfte und Souvenirshops. „Es war nie leicht ein Hallstätter zu sein – und leicht ist das auch heute nicht. Die Salinen Austria wurden privatisiert und ihr Personalbestand in den letzten Jahren stark reduziert”, heißt es auf der Informations-Website hallstatt.net. Früher war die Saline Haupt-Arbeitgeber für den Ort, bis zu 700 Leute waren dort beschäftigt. Heute arbeiten noch 18 Personen in der Salzproduktion, weitere Mitarbeiter geben Führungen und kümmern sich um die Gäste aus dem In- und Ausland.

Asiat*innen in Hallstatt: Sind sie Segen oder Fluch?

Sind die vielen täglichen Besucher*innen nun Segen oder Fluch für einen der schönsten Orte Österreichs? Wahrscheinlich beides. Ob man sich je daran gewöhnt, wenn der eigene Hausgarten täglich von unzähligen Fremden inspiziert und fotografiert wird? Andererseits sind die Hallstätter*innen den Erzählungen nach stolz auf ihre einzigartige Lage, ihren herausgeputzten Ortskern. Und darauf, dass viele Menschen trotz ihrer knapp bemessenen Urlaubszeit ausgerechnet ihren Heimatort als Wunschziel wählen.

Offenlegung:
Vielen Dank an Oberösterreich Tourismus für die individuelle Recherchereise.

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4 Kommentare

  • War selber in hallstatt und ist lustig den touristen zu zu schauen. Hallstatt ist doch so eine wunder schöne stadt doch ich finde man sollte mal zum wohl der bewohner eine tag oder mehrere einfach nur mal pause machen und die statt mal schließen

    • Hallo Tobias! Naja, wenn man Hallstatt besucht (und das haben wir als kofferpacken.at auch gemacht) ist man ja ebenso Teil der Touristenmasse. Ein schwieriges Thema. Mal sehen, wie sich Hallstatt weiterentwickelt. Immer mehr Strände und Inseln werden ja bereits vorübergehend für den Tourismus geschlossen. Und auch in vielen Städten wird nach Lösungsansätzen gesucht. Liebe Grüße, Maria

  • Hallo, wir haben Weihnachten in einem Ferienresort in Obertraun verbracht. Hallstadt haben wir natürlich auch einen Besuch abgestattet!
    Die Lage am See, die Häuser und das Bergpanorama…. hübsch.
    Trotzdem, als “normaler” Tourist mit Kindern und Hund, ist es hier nicht wirklich empfehlenswert.
    Ich verstehe alle Einheimischen, welche von den Asiaten und anderen Massentouristen genervt sind.
    Wir waren heute in Hallstadt, das Wetter war nicht toll und für Hallstädter Verhältnisse, war es sicher leer, mir hat es aber gereicht.
    Nie mehr Hallstadt!!
    Das Resort mit Ferienhäusern in Obertraun, können wir allerdings empfehlen. Wer also unbedingt in diese Gegend will, Obertraun ist bedingt empfehlenswert, die Asiatendichte ist jedoch auch hier hoch.
    Gute Reise und alles Gute für die Hallstädter Ureinwohner!

    • Hallo Andreas! Danke für deinen Einblick. Wir kennen Obertraun und auch die Ferienanlage dort. Es ist tatsächlich eine gute Idee, in der Umgebung zu urlauben/nächtigen und Hallstatt nur einen Besuch abzustatten. So kann man die traumhafte Welterberegion Dachstein-Salzkammergut entdecken und die Touristenmassen trotzdem etwas vermeiden. Ein gutes neues Jahr dir und deiner Familie! Liebe Grüße, Maria

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