Ein Leben, wie auf Sand gebaut

Sandburgenbauer Erik in Barcelona
Erik am Strand von Barcelona
Als Tourist nimmt man sie kaum wahr, die Sandburgenbauer von Barcelonas Strandmeile. kofferpacken.at hat drei von ihnen getroffen.
Erik ist eine Frohnatur, seine Haut braun gebrannt, unter seiner Kappe wachsen ihm die Locken bis über die Schultern. Sein Leben ist abhängig vom Sand an den Stränden Spaniens. Dort verdient er das Geld, das er zum Leben braucht, dort legt er sich abends hin und schläft.

Seit mehr als einem Jahrzehnt lebt Erik, geboren 1963 im heutigen Tschechien, in Spanien. Mal in Valencia, mal in Malaga, vor einiger Zeit war er an der Strandmeile Barceloneta in Barceona anzutreffen.

Kein fester Wohnsitz

Sein Leben ist wie auf Sand gebaut: Kein fester Wohnsitz, keine fixe Arbeit. Erik baut lieber Sandburgen. “Ich habe mir das selbst beigebracht”, erzählt er in einwandfreiem Deutsch – zwei Jahre lang hat der Weltenbummler in Wien gelebt. “Wir müssen die Burgen jeden Tag neu bauen, denn am Abend kommen die Traktoren und walzen den Sand flach.” Bis zu zehn Stunden würde es dauern, eine Figur aus Sand zu bauen. Eriks Arbeitsmaterialien: eine Spachtel, ein Besen ohne Stiel und unzählige Eimer mit Wasser, die er aus dem Meer schöpft.

Kann man davon gut leben? “Es ist genug für Essen und Zigaretten”, sagt Erik. Vor der Sandburg hat er eine Schachtel aus Karton aufgestellt, in die Touristen Kleingeld werfen.

Ein Affe, der Wasser spuckt

Ein Stück weiter drüben, am Beginn der Strandmeile, hat Mduduzi aus Südafrika Affenfiguren aus Sand geschaffen. Einer der Affen auf Zeit spuckt sogar Wasser in ein behelfsmäßiges Becken aus dem Mund. Mduduzi ist vor über zwei Jahren nach Spanien gekommen. “Ich war auf einem Fischerboot im Mittelmeer unterwegs und wollte hierbleiben”, erzählt er. Früher, so der Rastafari, habe auch er am Strand geschlafen. Jetzt teilt er sich in der Stadt ein Zimmer mit seinem Freund Joseph.

“Ich liebe Spanien”

Der liegt an diesem Tag etwas abseits, angelehnt an eine Mauer, und döst in der Sonne. Joseph kommt aus Kenia, er sei mit 16 Jahren auf die Iberische Halbinsel geflüchtet, hat seine Familien seit Jahren nicht mehr gesehen. “Ich liebe Spanien”, sagt er, zieht an einer selbstgedrehten Zigarette, den Blick geradeaus. Manchmal rauche er auch Joints. Was soll die Zukunft bringen? “Ich will hier am Strand bleiben.”

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