Streiten auf Spanisch

Er ist aus Buenoas Aires, sie aus dem oberösterreichischen Mühlviertel. kofferpacken.at haben Ulrike und Adrián unter anderem erzählt, warum es sich in der eigenen Muttersprache besser streiten lässt.

Ulrike und Adrián am Donaustrand in Urfahr…

… und beim Urlauben auf Korfu.

Er ist aus Buenoas Aires, sie aus dem oberösterreichischen Mühlviertel. Kennengelernt haben sich Ulrike Mayr, 27, und Adrián Carrascosa, 31, im spanischen Alicante. kofferpacken.at haben sie unter anderem erzählt, warum es sich in der eigenen Muttersprache besser streiten lässt.

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Seit vier Jahren sind die beiden jetzt ein Paar und wohnen zusammen in Österreich. Geredet wird hauptsächlisch Spanisch, “sporadisch werfen wir deutsche Phrasen wie `Wahnsinn´ oder `Geh‘ bitte´ ein”, erklären die beiden im E-Mail-Interview mit kofferpacken.at. Außerdem: Wie es ist, mit einem Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis liiert zu sein, welche Probleme das im Alltag mit sich bringen kann und warum es sich in der eigenen Muttersprache besser streiten lässt.

kofferpacken.at: Ihr kommt aus zwei völlig unterschiedlichen Kulturkreisen. Habt ihr euch ineinander verliebt, weil oder obwohl der jeweils andere so “exotisch” war?

Ulrike: Aufgefallen ist er mir sicher deswegen, weil er ein exotischer dunkelhaariger Typ ist. Verliebt habe ich mich in seinen Charakter. Er ist irgendwie eine treue Seele und ein herzensguter Mensch, obwohl er das immer mit Witzen immer etwas kaschieren will.

Adrián: Für mich ist Riki exotisch, weil sie rotblonde Haare und helle Haut hat. Ihr Charakter ist nicht exotischer als der aller anderen Frauen, also schwer zu verstehen :-).

kofferpacken.at: Was ist an Ulrike typisch österreichisch, was an Adrián typisch südamerikanisch?

Ulrike: Adrián plant zwar auch ein bisschen, aber eher big-picture-mäßig. Ich drehe da manchmal etwas durch, weil es mir zu wenig genau ist. Ich war leider noch nicht in Südamerika, deswegen weiß ich nicht, ob seine Eigenschaften typisch südamerikanisch sind. Aber die Liebe zum Feiern wohl schon.

Adrián: Sie ist sehr sparsam und denkt weit voraus, was typisch für Länder ist, wo es lange Kälteperioden gibt und man sich auf schlechtere Zeiten vorbereiten muss. Sie ist sehr genau, das bringt mich manchmal auf die Palme. Eine gute Eigenschaft an Österreich und an Riki ist die Hilfsbereitschaft.

kofferpacken.at: Streitet man mehr, weniger oder einfach anders, wenn man nicht dieselbe Muttersprache spricht?

Ulrike: Ob man mehr oder weniger streitet, hängt einfach vom Paar ab, das kann man nicht so pauschal sagen. Was aber schon öfter vorkommt, wenn man nicht dieselbe Muttersprache spricht, sind Missverständnisse, wodurch ein Streit auf jeden Fall (eigentlich unnötig) hinausgezogen werden kann.

Adrián: Streiten? Ich doch nicht.

kofferpacken.at: Spielt in eurem Alltag die Tatsache, dass ihr nicht aus demselben Land seid, eine Rolle?

Ulrike: Es macht sich dann bemerkbar, wenn Adrián eine Deutschprüfung machen muss, um die Integrationsvereinbarung zu erfüllen. Die Behördengänge sind nicht schlimm, sind ja alle nur Menschen am Magistrat. Schlimm ist die Tatsache, dass er wegen jedem kleinsten Delikt wie zum Beispiel einer Verkehrsstrafe gefährdet ist, die Vereinbarungen nicht zu erfüllen. Es wird halt nur geschaut, ob er was verbrochen hat – was genau, ist da egal. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Adrián: Mein Führerschein war nur für sechs Monate nach Wohnsitzgründung in Österreich gültig, danach musste ich die praktische Prüfung machen. Der Prüfer bei der ersten Prüfung war mir nicht so wohlgesonnen und nuschelte extrem, sodass ich ihn kaum verstand und nicht bestanden habe. Beim zweiten Mal war der Prüfer dafür umso freundlicher und es gab keine Probleme. Dieses Jahr ist der Motorradführerschein dran.

kofferpacken.at: Was ist für euch schwieriger, was leichter, WEIL ihr ein internationales Paar seid?

Ulrike: Es ist schwieriger, zusammen an einem Ort zu leben, aufgrund behördlicher Auflagen im jeweiligen Land, Arbeitserlaubnis, etc. Man muss schon mehr dafür tun, um auch geografisch am selben Fleck zu sein. Dafür ist es vielleicht leichter, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, weil man schnell was zu erzählen hat.

Adrián: Ich stimme Riki zu, es ist schwieriger, ZUSAMMEN zu sein. Aber wenn das mal geschafft ist, hat man denselben Alltag mit seinen Höhen und Tiefen zu bewältigen wie jeder andere auch.

kofferpacken.at: Derzeit lebt ihr in Linz, Adrián ist also nach Österreich gezogen. Seid ihr euch darüber einig, wo ihr später einmal leben werdet beziehungsweise wo würdet ihr am liebsten wohnen?

Ulrike: Österreich kann, aber muss nicht unser letzter gemeinsamer Wohnort bleiben. Wir wissen das ehrlich gesagt noch nicht. In Buenos Aires zu leben, könnte ich mir schon vorstellen.

Adrián: Das wird die Zukunft weisen. Es auch kommt darauf an, bei wem von uns beiden sich welche Möglichkeiten auftun. (red, kofferpacken.at, 10.2.2013)

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